„Annemie, dat Mädche vom Lohnbüro“, das ist sie zwar lange nicht mehr, aber sie erinnert sich gerne an diese Zeit. Da sie schon als Kind in ihrem Stadtviertel wohnte, wurde sie in der dortigen Kirche getauft, hat dort geheiratet und ihre Lieben begraben. Sie kennt sich gut aus und ist mit vielen Menschen befreundet.
Frau Herrmanns erinnert sich an die nächtlichen Bombenangriffe in ihrer Kindheit. Bei Alarm nahm sie ihren kleinen Bruder an die Hand und lief mit ihm in den schützenden Bunker. Die Mutter folgte mit der Baby-Schwester. Sie konnte sicher sein, dass Annemie den schützenden Raum und die passende Koje fand, da sie schon früh Zahlen lesen konnte. Frau Herrmanns berichtet, wie die evakuierten Frauen und Kinder nach Kriegsende mit dem Viehtransporter zurück ins Rheinland kamen und mit Tränen in den Augen beim Anblick des Doms „Ich möch zo Foos nach Kölle jonn“ sangen. Nach dem Krieg war das Leben der kleinen Familie hart, da der Vater an der Front gefallen war. Die Mutter hatte ein kleines Stück Land gepachtet, um die hungrigen Kinder über die schwierige Zeit zu bringen.
Viele Spaziergänge führen Frau Herrmanns und ihre Betreuungskraft Frau Koch auf den Friedhof, wo Frau Herrmanns Lieben ruhen. Geblieben sind zwei Kinder und viele Enkel. Oft begegnen die beiden Bekannten und Freunden, denn Frau Herrmanns war über viele Jahre ein sehr aktives Mitglied in der Kirchengemeinde. Ihre Tochter sagt oft: „Mama, du bist bekannt wie ein bunter Hund.“