Ursula Timmer fehlt bis heute „jedes Verständnis, wenn gejammert wird, weil die Restaurants geschlossen sind und man vorübergehend nicht reisen kann“, denn sie hat wahrlich Schlimmeres erlebt. Sie war noch ein kleines Kind, als die Flucht begann.
Erst ging es noch „komfortabel“ mit einem Firmenwagen voran. Als der Sprit verbraucht war, ging es zu Fuß mit einem Handkarren weiter, der mit allem beladen war, was sie noch besaßen. Unterwegs sicherte der Vater das Überleben, indem er bei Bauern alte Gerätschaften reparierte und dafür Lebensmittel erhielt.
In Tschechien wurden sie dann von tschechischen Beamten festgehalten und mit einer anderen Familie in einem Gasthaussaal einquartiert. Zum Schlafen gab es nur Stroh als Unterlage, zu essen gab es so gut wie nichts. In diesem Dorf hielten sich auch Amerikaner auf. Und das sollte ihr großes Glück werden. Denn die Soldaten brachten sie schließlich durch „feindliche“ Linien in Sicherheit.
Ihrer Betreuungskraft Senta Grupe schildert sie die prägenden Ereignisse so: „Ende Juni, als ein amerikanischer Lastwagen, der aus Pilsen Bier geholt hatte, bei uns Halt machte, gelang es meinen Eltern, sich mit uns hinter den Bierfässern zu verstecken. Damit an der Grenzkontrolle kein Babyweinen die Flucht missglücken ließ, lag mein Bruder an der Brust meiner Mutter und mein Vater hielt eine Decke bereit, um ein mögliches Weinen so geräuschlos wie möglich zu machen.“
Dass der Familie und ihr als erst Elfjähriger die Flucht gelang, grenzte an ein Wunder und macht Ursula Timmer für immer dankbar.