„Alles begann nach einem Zirkusbesuch mit einer akrobatischen Trapeznummer. Zuhause angekommen, musste die kleine Jutta sofort selbst den Spagat versuchen, mit den Füßen rechts und links auf der Küchenzeile. Es kam, wie es kommen musste: die Großmutter ins Zimmer, der Absturz auf den Küchenboden – und die Anmeldung zum Ballettunterricht für die damals erst 6-jährige Jutta Allendörfer.
Von da an war ein kleiner Star geboren, denn Jutta sah hinreißend aus in ihrem rosa Tutu. Die Jungs standen Schlange und die Mädchen in ihrer Schule waren neidisch. Und sie übte, übte und übte. Und hatte Erfolg: In den nächsten Jahren trat sie bei diversen Karnevalsveranstaltungen, im Caféhaus Maldaner – einer Institution in Wiesbaden – und im Wiesbadener Staatstheater auf. Als Gage gab es damals oft etwas, wofür Frau Allendörfer heute noch alles andere stehen lässt: frische Windbeutel und Kakao.
Das schönste Ereignis ihrer Tanzkarriere aber bahnte sich an, als der Regisseur der Winnetou-Filme mit Dreharbeiten zum Film ,Der schweigende Engel‘ in die Stadt kam. Es wurde ein Double gesucht für den schon damals berühmten Kinderstar Christine Kaufmann. Christine Kaufmann hatte eine Tanzrolle und sollte in vielen Szenen gedoubelt werden. So kam es, dass Jutta regelmäßig auf dem Filmgelände ,Unter den Eichen‘ in Wiesbaden zu sehen war. Die besondere Herausforderung war dabei, so berichtet Frau Allendörfer: nicht besser oder eleganter zu tanzen, als es Christine Kaufmann konnte.
Das gelang perfekt – obwohl es für die grazile Jutta nicht einfach war – und so bekam sie den Job und für ihren Auftritt die damals unvorstellbare Gage von 75 Mark pro Woche.“
Und so schließt Oliver Wick seine erzählerische Reise zu den ersten Lebensjahren seiner Betreuten Frau Allendörfer: „Am meisten Freude hatte ich, als ich in die leuchtenden Augen schauen konnte, während sie mir all dies berichtete.“