Elke Wöhler berichtet zum Beispiel von frappierender Spontanität und Ehrlichkeit, die man einfach so hinnehmen sollte: „Ich betreue zurzeit einen 77-jährigen an Demenz erkrankten Mann. Bei einem unserer Spaziergänge blieb er plötzlich stehen, holte tief Luft und sagte zu mir: ,Du bist eine ganz tolle Frau.‘“ Elke Wöhler weiß dieses Kompliment einzuordnen und wertzuschätzen. Sie sagt: „So macht Arbeiten wirklich Spaß.“
Ein anderes Mal traf sie ihn zuhause mit seiner Tochter an. Da er seine Aufmerksamkeit jetzt offenbar ganz seiner Betreuungskraft widmen wollte, komplimentierte er seine Tochter mit den folgenden Worten aus der Wohnung: „Sie dürfen jetzt gehen. Unsere Besprechung ist hiermit beendet.“ Woraufhin die beiden Damen in schallendes Gelächter ausbrachen.
Weiter zurück liegen die Erlebnisse, die Frau Wöhler mit einer inzwischen leider verstorbenen Frau hatte. Auch sie war an Demenz erkrankt. Elke Wöhler schreibt:
„Mit dieser Frau habe ich so einiges erlebt. Die Lektüre der Morgenzeit war ihr immer sehr wichtig. Ich setzte also wie üblich meine Lesebrille auf, um ihr vorlesen zu können. Ihr Kommentar an diesem Tag ließ mich allerdings fast vom Stuhl fallen vor Lachen. Sie sagte: ,Nimm die Brille ab, das sieht bescheuert aus.‘ Woraufhin die alte Dame mir die Zeitung wegnahm und nun anfing, mir vorzulesen.“
Erhellend zur Selbstwahrnehmung Demenzkranker ist auch folgende Geschichte, die Frau Wöhler von einem Krankenbesuch bei der Dame erzählt: „Als sie vorübergehend im Krankenhaus lag, habe ich sie besucht und wollte mit ihr in die Cafeteria der Klinik. Wir betraten den von innen verspiegelten Aufzug. Schnurstracks ging die alte Dame nun auf ihr Spiegelbild zu und begann eine Unterhaltung mit ihrem Konterfei: ,Ich kann dich jetzt nicht mitnehmen. Ich habe Besuch. Wir gehen Kuchen essen. Aber du kannst ja deine Freundin neben dir mitnehmen.‘“